Lebensraum & Artenschutz

Die Ansprüche an den Lebensraum hängen eng zusammen mit den zwei prägenden Zeiten im Leben der Bachneunaugen. Die mehrere Jahre dauernde Larvenphase und die wesentlich kürzere Fortpflanzungsphase. Dazu gehört auch die Wanderung zu einem geeigneten Laichplatz.

Die Larven brauchen wie oben beschrieben sandigen oder schlammigen Grund, leichte Strömung, genügend Sauerstoff und eine Sommertemperatur von zuverlässig mehr als zehn Grad. Diese Bedingungen finden sich auch heute noch in vielen Schweizer Gewässern. Problematisch ist die lange Verweildauer an einem Ort. Damit steigt das Risiko Opfer eines Gülleunfalls oder im Zuge eines übermotivierten Gewässerunterhalts entsorgt zu werden.

Im Fortpflanzungsstadium braucht das Nachneunauge zuallererst freie Bahn, um die Laichplätze zu erreichen. In einem Land mit zehntausenden von künstlichen Wanderhindernissen ist das im Wortsinn zur lebensbedrohlichen Hürde geworden.

Neunaugen sind, wo sie heute noch vorkommen, sehr wertvoll für die ökologische Gewässerbewertung. Ein wichtiger Grund dafür ist ihre auffällige Schwäche bei der Überwindung von Hindernissen. Viele Gewässer oder Strecken sind für Neunaugen heute nicht mehr erreichbar, weil sie schon geringe Schwellenhöhen nicht bewältigen können. Zudem haben sie spezifische Ansprüche für ihre Fortpflanzung und die Entwicklung ihrer Larven. Das macht sie zu aussagekräftige Indikatoren für problematische Veränderungen des natürlichen Lebensraums.

Der massive Rückgang der Neunaugen in der Schweiz hat Ursachen, die auch für viele andere Fischarten problematisch sind:

  1. Durch die intensive Nutzung der Wasserkraft in den Gewässern der Forellen- und Äschenregion ging viel Lebensraum verloren. In den gestauten Strecken verschlammt und veralgt der Gewässergrund, auf den alle Kieslaicher für ihre Fortpflanzung angewiesen sind.
  2. Wanderfische sind empfindlich gegenüber Barrieren. Ein Damm genügt, um die Population eines gesamten Flusssystems von ihren Laichplätzen abzuschneiden! Beim Bachneunauge reicht dafür schon eine Schwelle, wie sie Schweizer Gewässer auch heute noch tausendfach zerteilen.
  3. Die Eindolung und Begradigung von tausenden Kilometern kleiner und kleinster Fliessgewässer vernichtete unersetzlichen Lebensraum für Larven und Jungfische.
  4. Akute Gewässervergiftungen (Gülle, Bauabwasser), wie sie insbesondere in landwirtschaftlich intensiv genutzten Regionen leider zur Tagesordnung gehören, töten den wertvollen Fischnachwuchs in den verbleibenden intakten Gewässern.
  5. Die chronische Gewässerbelastung mit einer Vielzahl von chemischen Substanzen (Pestizide, Medikamentenrückstände) bedeutet besonders für Laich und Jungfische ein Gesundheitsrisiko, das noch zu wenig erforscht ist.

 

Artenschutz im deutschen Sprachraum

BAFU – Bundesamt für Umwelt  ­– Konzept Artenförderung

Das vom BAFU in Zusammenarbeit mit Experten entwickelte Konzept Artenförderung Schweiz fasst die verschiedenen Ansätze und Instrumente der Artenförderung zusammen.

www.bafu.admin.ch/biodiversitaet/13721/14385/14392/index.html


Mitternacher Ohe – ein Paradebeispiel

Der Rückbau eines Kleinwasserkraftwerks und seine positiven Auswirkungen auf Neunaugen und ihre Mitlebewesen. Eine inspirierende Studie.

www.argefa.org/sites/default/files/publikationen/pdf/rueckbaueinerkleinwasserkraftanlage.pdf

 

Mitternacher Ohe: Ende der Wasserkraft, Anfang des Lebens

Erfolgreiches Projekt, von dem nicht nur Neunaugen profitieren werden. Ein plastisches Beispiel, dass der beste Artenschutz  oft wirkungsvoller Lebensraumschutz ist.

https://www.youtube.com/watch?v=4bDPzolNHYk

 

Wanderfische Baden Württemberg (WFBW)

Diese gemeinnützige Organisation engagiert sich hochprofessionell für die Rückkehr der Wanderfische in den Oberrhein und seine Zuflüsse.

www.wfbw.de/unsere-arbeit/fischartenschutz/neunaugen/

 

Wiederansiedlungs-Studie für den Oberrhein

In dieser Studie des WFBW werden alle Faktoren pointiert diskutiert, die für eine nachhaltige Wiederansiedlung von Fluss- und Meerneunaugen wichtig sind.

www.wfbw.de/fileadmin/user_upload/WFBW-Files/Infothek-Berichte/Wiederbesiedlungspotenzial_Meerneunauge.pdf

 

Artenschutz in Frankreich

Inventaire national du patrimoine

naturelhttps://inpn.mnhn.fr/fichesEspece/EspecesEauDouce/Lamproie_planer-L.planeri_2015.pdf

 

Les Lamproies

www.rhone-mediterranee.eaufrance.fr/docs/poissons-migrateurs/jours-migrateurs_19nov2009/lamproies.pdf