13 Facts

13 x staunen und nachdenken über den Atlantischen Lachs

Wir starten zeitgemäss ins Thema mit gut verdaulichen Wissenshäppchen, die Appetit auf mehr machen.

Weitwanderer

Auf ihren Jagd- und Laichwanderungen legen viele Lachse mehrere tausend Kilometer zurück. Einige Individuen legen in ihrem kurzen Leben über 10‘000 Kilometer zurück. Markierungsexperimente haben ergeben, dass Lachse bis zu hundert Kilometer täglich schwimmen. Sie erreichen dabei Geschwindigkeiten bis zu 30 Kilometer pro Stunde.

Nomaden im Wasser

Faszinierend ist die Präzision, mit der die Lachse nach Jahren auf hoher See und über tausende Kilometer den Weg zurück in ihr Geburtsgewässer wieder finden. Sie schaffen das durch die geniale Kombination verschiedener Sinneswahrnehmungen. Heute weiss man, dass Lachse sich an den Sternen orientieren, lokale Unterschiede des Erdmagnetfelds wahrnehmen und Meeresströmungen «lesen». In Küstennähe verlassen sich die Lachse auf ihren fantastisch feinen Geruchssinn. Sie nehmen damit die charakteristischen Duftstoffe ihrer ehemaligen Kinderstube schon in kleinsten Konzentrationen wahr und können ihre Spur verfolgen. Doch noch geben die beeindruckenden Leistungen der Lachse der Wissenschafts viele Rätsel auf.

Stoffwechselwunder

Der Lachs ist eine von etwa hundert Fischarten, die vom Meer ins Süsswasser wandern, um sich dort fortzupflanzen. Der biologische Fachbegriff für diese Fische heisst anadrom. Um die massive Umstellung zu verkraften, muss der Lachs seinen Stoffwechsel grundlegend verändern. Eine von diversen faszinierenden Anpassungen an das Leben als Wanderfisch. Mehr darüber unter Biologie. Übrigens hat keine andere Fischgruppe so viele anadrome Arten hervorgebracht wie die Lachsartigen. 

Hochspringer

Legendär ist auch die Sprungkraft der Lachse. Sie brauchen sie, um Wanderhindernisse wie Stromschnellen und kleine Wasserfälle zu überwinden. Niveauunterschiede von zwei bis drei Metern sind für ausgewachsene Lachse kein Problem. Das höchste wissenschaftlich dokumentierte Hindernis, das Lachse regelmässig überqueren sind die bis zu 370 Zentimeter hohen Orrin Falls am River Orrin in Schottland.

Wachstumsrakete

Je nach Nahrungsangebot und Breitengrad dauert es bis zu acht Jahre, bis die jungen Lachse mit knapp 20 Zentimetern und weniger als 100 Gramm Körpergewicht im Frühling als Smolts ins Meer wandern. Im Meer mit üppigem Futterangebot – insbesondere dank fettreichen Schwarmfischen wie Kapelan und Heringen, aber auch Krill – wachsen Lachse beeindruckend schnell. Bereits nach dem ersten Winter im Meer haben sie auf ein Gewicht von 2-3 kg zugelegt. Nach dem dritten Jahr im Meer erreichen die Lachse bereits 10 Kilogramm und mehr. 

Schwergewicht

Der Lachs kann respektable Grössen erreichen. Aus der Berufsfischerei sind Exemplare von über 50 Kilogramm bekannt. Selbst solche Riesen sind selten älter als 10 bis 12 Jahre. In der Regel ist überdurchschnittliche Grösse bei Lachsen eine Anpassung an weite Wanderstrecken, grosse, stark strömende Flüsse und zahleiche Hindernisse.

Bonsai-Lachse

In etlichen Lachsflüssen mischen auch kleine Lachsmännchen mit kaum 15 cm bei der Fortpflanzung mit. Bei diesen Zwerglachsen handelt es sich um frühreife Lachse, welche nie die gefährliche Reise ins Meer gewagt haben und dies mit ihrer Kleinwüchsigkeit bezahlen. Obschon diese Zwerge mit den grossen, imposanten Lachsen niemals konkurrieren könnten – vom Beeindrucken der anspruchsvollen Lachsweibchen gar nicht zu sprechen – gelingt es ihnen oft einen beträchtlichen Anteil der Lachseier zu befruchten. Dies gelingt jedoch nur, wenn sie sich unbemerkt in den Fortpflanzungsakt einschleichen können. Doch sie betreiben ein riskantes Spiel, werden sie von den dominanten Lachsmännchen entdeckt, bezahlen sie dies oft mit schweren Verletzungen oder dem Tod.

Begehrte Restposten

In einigen riesigen Seen in Schweden, Finnland, Russland und Nordamerika sind Lachse im Süsswasser «stecken geblieben», weil die ursprünglichen Zugänge zum Meer im Lauf der Geschichte verschwunden sind. Diese Fische steigen ebenfalls in Bäche und Flüsse auf, um zu laichen und ziehen in die Weite des Sees um zu jagen und zu wachsen – in ihrem Lebenszyklus fehlt einzig der Wechsel ins Salzwasser. Da das Nahrungsangebot eines Sees in der Regel nicht mit jenem im Ozean mithalten kann, bleiben Binnen- oder Süsswasserlachse (engl. landlocked salmon) deutlich kleiner und erreichen selten mehr als 60 Zentimeter Länge. Ausnahme sind die Lachse in riesigen, nahrungsreichen Seen, wie dem Vänern in Schweden, wo Fische bis zu 20 Kilogramm Gewicht gefangen werden. 

Massenware Zuchtlachs

Es scheint paradox, aber es ist eine Tatsache. Seit Menschengedenken gab es noch nie so viele Lachse auf unserem Planeten wie heute! Allerdings lebt der weitaus grösste Teil als Zuchtfisch in riesigen Farmen. Mehr als 99,5 Prozent der heute konsumierten atlantischen Lachse stammen aus der Aquakultur. 2012 wurden weltweit erstmals mehr als 2 Millionen Tonnen oder rund eine halbe Milliarde Lachse geerntet. Die grössten Produzenten sind Norwegen, Chile und Kanada, wobei die Fäden der Aquakultur meist bei einem weltumspannenden norwegischen Konzern zusammenlaufen. Lachszucht ist zu einem Milliardengeschäft geworden, wobei Gewinn und Profit leider meist ohne Rücksicht auf die Natur erwirtschaftet werden.

Raubbau für einen Raubfisch

Da der Lachs ein Raubfisch ist, verbrauchen die Zuchtbetriebe gewaltige Mengen von Futterfischen in der Grössenordnung von acht Millionen Tonnen. Diese Kleinfische fehlen Meeressäugern, Seevögeln und Wildfischen – darunter auch Wildlachse – als Nahrungsgrundlage. Ein weiteres Problem der Lachszucht ist, dass bei dieser Form der Massentierhaltung riesige Mengen an Krankheitserreger, Parasiten (Lachslaus) und Abfällen direkt ins Meer gelangen und dort eine akute Bedrohung und der Grund für den Rückgang zahlreicher Wildlachsbestände sind. Zudem entweichen aus den Lachszuchten jährlich riesige Mengen an Zuchtlachsen in die Gewässer und kreuzen sich dort mit den Wildlachsbeständen. Durch den Einzug der Gentechnologie wird dieses Problem noch weiter verschärft.

Lachs ist nicht gleich Lachs

Ursprünglich hatte jeder Lachsfluss seinen typischen, genetisch einzigartigen Lachsbestand. Die Lachse passten sich an die Besonderheiten ihres Heimatflusses an (gross, klein, schlank, dick, Laichzeit, Wanderdistanzen, Timing der Rückkehr etc.) und vererbten diese Fähigkeiten über Generationen weitervererbt. Mit jedem Lachsbestand, der erlischt, gehen deshalb wichtige Gene unwiederbringlich verloren. Eine neue und besorgniserregende Entwicklung ist die rasante Ausbreitung der Lachszuchtbetriebe. In vielen norwegischen Lachsflüssen machen entflohene Zuchtlachse bereits über die Hälfte der zurückkehrenden Lachse aus. Diese Fische kreuzen sind mit den Wildlachsen und die ehemals flusstypischen – genetisch einzigartigen – Wildlachsbestände verschwinden für immer. Der eigentliche Wildlachs ist deshalb heute in vielen Gewässersystemen kaum mehr nachweisbar.

Wertschätzung

Ein mit Rute & Rolle gefangener Lachs ist im Schnitt etwa 200 bis 600 mal wertvoller als ein vom Berufsfischer mit dem Netz gefangener Fisch. Das ergeben die Berechnungen von Fischerei- und Tourismusbehörden in Fischereinationen wie Norwegen, Irland oder Kanada. Angler geben für den Fang einiger Lachse oft tausende, manchmal sogar zehntausende von Franken aus – vom Flug, über die Unterkunft bis hin zu Ausrüstung, Lizenz und oft auch einem lokalen Führer. Dabei ist die Freizeitfischerei im Fluss mit Rute & Rolle sehr gut kontrollierbar, weshalb dies keine Bedrohung für die Wildlachsbestände darstellt. Im Gegenteil: Durch die hohe Wertschöpfung der Lachsfischer, welche im Übrigen zunehmend die für den Bestand wichtigen grossen Fische zurücksetzen werden die Lachsbestände aktiv geschützt und gefördert. Viele grosse Wasserkraftwerke wurden durch den engagierten Kampf der Lachsfischer erfolgreich verhindert und ganze Flussläufe vor der Zerstörung bewahrt.

Luxusfisch

Das Angeln auf wilde atlantische Lachse in ökologisch gesunden Flüssen mit intakten Beständen hat sich zu einer raren und entsprechend begehrten Ressource entwickelt. Passionierte Angler sind bereit viel Geld für die Chance auf gute Lachsfänge zu bezahlen. Top-Hotels und Luxus-Lodges an den besten Lachsflüssen in Island, Norwegen, Russland, Schottland und Kanada können in der Hochsaison pro Gast 20000 bis 50000 Franken pro Woche verlangen.